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Aus Liebe zum Wein
Die dichterische lyrische Begabung Hermann Stolls und seine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat und zum Weinbau wird in seinem schönsten, nachfolgenden Mundartgedicht deutlich.
Der Erzinger Stegliwii von Hermann Stoll, Bürgermeister i. R.
I üsere Chronik sit viel Johr
chunnt immer z erscht de Herbsted vor.
Und dies Johr schriebt mehr wieder drii,
es isch e guetes Wiijohr gsii.
Wie Gold hend die Silvaner gstrahlt
im Sunneschii, e Bild wie gmalt,
und die Burgunder rot wia Bluet
hend glüüchted us de Blätterhuet.
Jetzt liiht de Wii dehaim im Fass.
Er jisst und sprodled, sisch en Spaß,
- grad wie die Jugend schuumt und gärt -
bis si sich voll zur Riifi kläärt.
Im Chellerwinnkel zhinderscht drii
do liiht e Fäßli Stegliwii.
S isch Roote und de allerbescht,
de trinkt mehr nu bi bsundere Fescht.
Chunnt bi me Buur e Chind uf d Welt,
würd uf de Sunntig d Taifi bstellt,
und isch s en rechte stramme Bua,
denn hol mehr nur vum Roote ua.
De Buab würd groß, er chunnt in d Johr.
E Maidle, schlank mit bruune Hoor,
führt er voll Stolz de Alte zue.
Do holt mer wider Roote ua.
Bald druff do isch die hochi Zitt.
Die ganz Verwandtschaft fiiret mit.
De Hochzittlader hät vil z tue.
Er holt s ganz Fäßli Roote ua.
Die Zitt vergoht, d Chind wöret grooß.
De Ätti, de lait d Händ in Schooß.
Bald git ihm Gott die ewig Rueh.
Mer holt ihm nur no Roote ua.
So gleited üs de Stegliwii,
vum Taufstai bis an d Bahre hii.
Bi Leid und Freud, bi Truur und Fäscht
gitt s roote Wii für Fründ und Gäscht.
Drum halted mir de Wii in Ehre!
Ihr müend en nit nur abeleere.
Genießet ihn langsam, Schluck für Schlückli,
denn schafft er Frohsinn und macht glückli.